Milch, -mischgetränke und -produkte in Einwegkunststoffflaschen wurden Anfang des Jahres in das deutsche Pfandsystem aufgenommen.
Ab dem 1. Januar 2024 wurde in Deutschland ein weiterer Schritt im Kampf gegen Verpackungsmüll eingeleitet. Die Bundesregierung erweiterte die Pfandpflicht auf Milch, -mischgetränke und -produkte in Verpackungen aus Einwegkunststoff. Doch diese Änderung stellt Recyclingunternehmen auch vor neue Herausforderungen.
Die neue Regelung betrifft nicht nur herkömmliche Milch, sondern auch Mischgetränke mit einem Milchanteil von mindestens 50 Prozent sowie sonstige trinkbare Milcherzeugnisse, darunter Kakao, Kaffeegetränke, Kefir und Joghurt. Ab sofort müssen Verbraucher für diese Produkte einen Pfandbetrag von mindestens 25 Cent pro Einwegplastikverpackung entrichten. Die Rückgabe der leeren Flaschen erfolgt an den üblichen Pfandautomaten, die in Supermärkten und anderen Verkaufsstellen vorhanden sind.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke betont die Notwendigkeit dieser Maßnahme angesichts des stetig steigenden Aufkommens von Verpackungsmüll in Europa. „Für bessere Abfallvermeidung brauchen wir weitreichende Rücknahme- und Pfandsysteme für möglichst alle Verpackungen“, erklärt sie. Die Einführung der Pfandpflicht für Milch und Milchprodukte in Einwegkunststoffflaschen schließt einen weiteren Kreislauf und stellt wertvolle Ressourcen dem Recycling zur Verfügung. (Quelle: BMUV)
Die RCS-Gruppe, einer der größten Anbieter von recyceltem PET (Polyethylenterephthalat) in Deutschland, steht vor neuen Herausforderungen aufgrund der Aufnahme von Milchflaschen in das deutsche Pfandsystem. In erste Linie vermutet der Recyclingexperte aus Werne, dass es zu Hygiene- und Geruchsproblemen bei der Pfandsammlung kommen kann – vor allem im Sommer, bei wärmeren Temperaturen. Aber auch für die Verarbeitung der neuen Materialien ergeben sich komplexe Änderungen, auf die sich die Verwertungsbetriebe einstellen müssen. Die RCS-Gruppe habe bereits Vorbereitungen getroffen, erklärt RCS-Geschäftsführer Alexander Rimmer. „Wir mussten in die Sortierung investieren, da die Milchflaschen oft weiß-opak oder mit Full-Body-Sleeve versehen sind. Dies kann negative Auswirkungen auf die Qualität des aufgearbeiteten Recyclingmaterials haben. Das möchten wir unter allen Umständen vermeiden.“ Eine Erweiterung der Sortieranlage und umfangreiche Anpassungen der Software seien nötig gewesen, um weiterhin einen hohen Qualitätsstandard zu halten.
Das Unternehmen, das sich auf das Recycling von Pfandflaschen spezialisiert hat, analysiert seit einiger Zeit die Zusammensetzung und das Sortierverhalten der verschiedenen Pfandneulinge. Rimmer betont: „Der Teil der Flaschen, der aus HDPE (High Density Polyethylen) besteht, wird bei uns im Schwimm-Sink-Verfahren aussortiert. Dies erfolgt in unserer Flake-Anlage bereits seit Jahren effektiv mit den Deckeln der Getränkeflaschen.“ Einige der neuen pfandpflichtigen Milchverpackungen bestehen aus Polystyrol (PS). Im bereits erwähnten Verfahren sinken sie genau wie PET nach unten und werden somit nicht aussortiert. Diese müssen im späteren Prozess mittels der aktualisierten Softwaretechnik erkannt und anschließend entfernt werden. Leider hat dies auch den Verlust weniger umliegender PET-Flakes zur Folge. „Je nach Häufigkeit bedeutet der Ausschuss unerwünschter Flakes an dieser Stelle für uns also eine geringere Produktionsmenge.“, erklärt Rimmer. Daher gehe er von weiteren Updates und Anpassung aus, sobald sich die neuen Materialien im Prozess etabliert haben. Die Geschäftsleitung sei bereits im ständigen Austausch mit Herstellern und Einzelhändlern, um Optimierung schnellstmöglich in die Wege leiten zu können.
Das Unternehmen zeigt sich zuversichtlich, dass die neuen Regelungen dazu beitragen werden, einen nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen zu fördern und die Mengen an Verpackungsmüll einzudämmen.
Foto: Photographie Susanne Kästner
Alexander Rimmer gehört zum Geschäftsführer-Trio der RCS-Gruppe aus Werne.